Fragen und Antworten

Zuschauerfragen zum Online Vortrag #1 : Geothermie – 100% Erneuerbare Fernwärme bis 2030

Dr. Bär ist promovierter Geothermiker im Fachgebiet angewandte Geothermie an der Technischen Universität Darmstadt. Er arbeitet seit 10 Jahren im Bereich der Erforschung der Tiefengeothermischen Potenziale, primär auf deutscher Ebene – dem Oberrheingraben – aber inzwischen seit über 7 Jahren auch auf europäischer Ebene.

Im unseren ersten Online Vortrag (Januar 2021) erzählte uns Dr.Bär wie Fernwärme auch eine gute Option für Mannheim sein könnte. Nach dem Vortrag blieben Fragen offen die wir hier nun veröffentlichen.

Haben Sie den Vortrag verpasst und wollen mehr über Geothermie, eine Alternative für Mannheim, erfahren? Wir haben es aufgenommen und Sie können es sich anschauen:


In Landau kam es ja zu nachgewiesenen Mikrobeben in Zusammenhang mit dem Testkraftwerk, hier ist der Untergrund ja ähnlich wie in Mannheim. Wie ist hier Ihre Einschätzung?

Kristian Bär: Die tiefengeothermische Dublette in Landau erschließt Störungszonen im kristallinen Grundgebirge. Es kommen im Bereich der offenen Bohrlochstrecken aber auch Gesteine des Buntsandsteins und Rotliegend. Zudem war in Landau war der zur Reinjektion benötigte Druck vergleichsweise hoch. In Mannheim ist bisher nach meinem Kenntnisstand nur die Nutzung des Buntsandsteins als Reservoirhorizont geplant und nicht die des kristallinen Grundgebirges. Anhand der Bohrung Brühl wissen wir, dass der Buntsandstein sehr hohe Permeabilitäten aufweisen kann. In diesem Fall sind keine hohen Injektionsdrücke zur Wiedereinleitung der abgekühlten Thermalsole nötig. Die Spannungsverhältnisse in den erschlossenen Störungszonen des Buntsandsteins werden daher voraussichtlich weniger stark beeinflusst, was das Risiko für induzierte seismische Ereignisse signifikant reduziert.

Es hieß, alle Beben fanden bisher nur im kristallinen Grundgebirge unter dem Bundsandstein statt. Können Sie dies noch erläutern?

Kristian Bär: Alle mir bekannten Beben, die im Zusammenhang mit geothermischen Projekten im Oberrheingraben gesehen werden, traten in Tiefenlagen auf, in denen das kristalline Grundgebirge (also granitische Gesteine o.ä.) vorkommen. Die Art der überlagernden Gestein ist hierbei irrelevant wenn diese nicht durch die Bohrungen miterschlossen sind. Im Buntsandstein ist wie bereits beschrieben mit deutlich höherer Permeabilität und Porosität des Gesteins zu rechnen. Dadurch können Injektionsdrücke durch Fluidtransport ins Reservoir deutlich schneller abgebaut werden als im kristallinen Grundgebirge, wo die Permeabilität und Porosität annähernd ausschließlich an Klüfte und Störungszonen gebunden ist.

Auf Island war/(ist?) Geoothermienutzung heftig umstritten. Kennen Sie die Beweggründe für die Kritik?

Kristian Bär: Nein, hierzu ist mir nichts genaueres bekannt.

Richtig geplante und realisierte Projekte sind bei verantwortungsvoller Betriebsweise sehr sicher. Das war bei Kernenergienutzung auch versprochen.

Kristian Bär: Bei der Kernenergie entstehen hochradioaktive Abfälle, die für Millionen von Jahren die Umwelt belasten. Bei der Tiefengeothermie kam es bisher nur sehr vereinzelt zu spürbaren Beben, die allein aufgrund ihrer Magnitude nur minimal Schäden auslösen können. Ich sehe die Vergleichbarkeit der Risiken beider Technologien als nicht gegeben an.

Angenommen es wird entnommene Wärme in Sommerzeiten NICHT wieder zurückgebracht: was geschieht über längeren Zeitpunkt mit der Bodentemperatur?

Kristian Bär: Über natürlichen Wärmetransport (Wärmeleitung im Gestein und Wärmetransport über Fluide) wird sich die eingespeicherte Wärme über einen Zeitraum von mehreren Jahren im Untergrund ausbreiten und sich dabei der natürlichen Untergrundtemperatur angleichen, bis wieder ein thermisches Gleichgewicht erreicht ist. Bei Tiefenlage der Speicherhorizonte von mehreren hundert Metern bis zu 1-2 km ist hier auch langfristig keine Beeinflussung der Temperatur an der Erdoberfläche zu erwarten.

Wie sieht es mit den weißen Flecken auf der Karte für Deutschland aus? Liegen da keine Daten vor, oder ist da mit keinem Potential zu rechnen? Mich interessiert besonders der Kölner Raum.

Kristian Bär: Für viele Bereich Deutschland liegen nach wie vor noch keine ausreichenden Daten über die Beschaffenheit der Untergrunds in geothermisch relevanter Tiefe vor. In anderen Bereichen kommen tatsächlich keine Gesteinsformationen vor in denen eine hydrothermale Stromerzeugung möglich ist, d.h. es gibt keine Gesteinsformationen mit ausreichend hoher Porosität und Permeabilität bei gleichzeitig ausreichend hoher Temperatur. Genauere Informationen finden Sie im Geothermischen Informationssystem (geotIS) von Deutschland. Für den Kölner Raum gibt es auch genauere Informationen des Geologischen Dienstes von Nordrhein-Westfalen.

In wieweit ist Geothermienutzung erneuerbar (falls keine Speicherbetrieb erfolgt)? Bzw. woher kommt die Wärme?

Kristian Bär: Die Wärme kommt zu einem gewissen Anteil aus der natürlichen radiogenen Wärmeproduktion der Gesteine der Erdkruste, die kontinuierlich abläuft und Wärme nachliefert. Ein weiterer Teil kommt durch Wärmeleitung aus dem Erdinnern, ist also quasi die gespeicherte Wärmeenergie aus der Zeit der Erdentstehung. Ob die Geothermienutzung erneuerbar ist, hängt daher stark von den lokalen Wärmequellen und der Wärmeleitung statt sowie der Intensität der Nutzung ab. Hierzu werden regionalskalige geothermische Modelle entwickelt, die diese Prozesse berücksichtigen und somit eine Nutzungsdauer prognostizierbar machen.

Wie ist es möglich, die Wirkung menschgemachter Temperaturgefälle in vergleichsweise kurzen Zeiträumen vorherzusagen?

Kristian Bär: Durch numerische Modellierung des Wärmetransports im Untergrund. Hierbei werden alle physikalischen Prozesse des Wärmetransports simuliert und dabei natürliche Wärmequellen und die Wärmeleitung aus dem tiefen Untergrund genauso berücksichtigt, wie der Betrieb eines geothermischen Kraftwerks.

Wir bedanken uns ganz herzlich für die vielen interessanten Fragen. Auch ein großes Dankeschön an Dr.Bär!


Machen Sie Mannheim beim Klimaschutz zum Vorbild!

Der Einwohner*innenantrag hat einen großen Schritt gemacht

Heute haben wir den ersten Schub an Unterschriften für den Einwohner*innenantrag im Rathaus abgegeben – insgesamt 1600 Unterschriften!

Wir sind damit auf einem guten Weg, um das Thema erneuerbare Fernwärme im Gemeinderat auf die Agenda zu setzen.
Aufgrund der Einschränkungen durch die Pandemie brauchen wir bitte weiterhin eure Unterstützung beim Sammeln: Sammelt privat wo, wann und wie auch immer ihr könnt! Gemeinsam kriegen wir die 2500 Unterschriften zusammen!

Quellen zu: erneuerbare Fernwärme in Mannheim bis 2030 ist möglich!

Mannheim kohlefrei sammelt seit Juli 2020 Unterschriften für einen Einwohner*innen-Antrag nach § 20 Gemeindeordnung mit dem Ziel der Erstellung eines unabhängigen Klimakonzeptes durch die Stadtverwaltung für die Umstellung der Mannheimer Fernwärme von heute Steinkohle und Müll auf erneuerbare Energieträger (www.mannheim-kohlefrei.de).

Wir – Heidelberg und Mannheim kohlefrei – haben in den letzten Monaten die Potenziale an erneuerbaren Energien (EE) abgeschätzt, die für eine Umstellung der Fernwärmeerzeugung aus dem Großkraftwerk Mannheim (2019 erzeugte das GKM 2,3 TWh Fernwärme) auf erneuerbare Wärme in Frage kommen könnten. Hiermit kann nicht nur die Fernwärmeversorgung in Mannheim weitgehend dekarbonisiert werden, sondern auch die der Städte, welche mit Wärme aus dem Großkraftwerk Mannheim beliefert werden, wie Heidelberg, Brühl und Speyer.

Bevor wir die detaillierten Ergebnisse in einer Studie der breiten Öffentlichkeit vorstellen werden, wollen wir in dieser Kurzform bereits heute einen Ausblick auf zukünftige Möglichkeiten präsentieren.

Diese Studie soll kein Ersatz für eine vertiefende beauftragte Studie der Stadt Mannheim sein, sondern dazu dienen, den Diskussionsprozess in Gang zu bringen und zu verdeutlichen, dass die Umstellung auf erneuerbare Wärme möglich und realistisch ist.

Woher die erneuerbare Fernwärme im Jahr 2030 kommen könnte

Die heutige Fernwärme stammt zu 70% aus der Wärmeproduktion im Grosskraftwerk Mannheim (GKM) und seit 2020 zu 30% aus dem Müll-Heizkraftwerk auf der Friesenheimer-Insel [1].

Spätestens im Jahr 2030 soll die Fernwärme aus einem Anlagen-Mix kommen, der wie folgt aussehen könnte (nach vorläufigen Berechnungen):

Die Spitzenlast soll weitgehend ebenfalls durch Bioenergie bzw. EE-Wärme gedeckt werden
Die Spitzenlast soll weitgehend ebenfalls durch Bioenergie bzw. EE-Wärme gedeckt werden


Erläuterungen und Potenziale

a. Geothermie

Das Potenzial an tiefer Geothermie im Oberrheingraben ist sehr groß und einzigartig in Deutschland. Allein im Stadtgebiet Mannheim könnte nach Untersuchungen der TU Darmstadt theoretisch viermal so viel Wärmeenergie gewonnen werden wie in Mannheim an Fernwärme verbraucht wird [2].

Bis 2030 können nach der Einschätzung von Expert*innen bei entsprechendem politischem Willen drei Geothermiekraftwerke mit jeweils 30 MW Wärmeleistung gebaut werden, die in der Heizperiode Wärme ins Fernwärme-Netz einspeisen und im Sommer Strom produzieren.

MVV und EnBW haben die Erlaubnis für die Aufsuchung von geeigneten Geothermie-Standorten im Gebiet Hardt bekommen (Süden Mannheims bis Heidelberg). Im Norden Mannheims ist Vulcan Energie [3] aktiv.

Letztere Firma möchte Geothermiekraftwerke betreiben, die zusätzlich Lithiumcarbonat aus dem Tiefenwasser gewinnen, das als Rohstoff für die Lithiumproduktion dient (Lithium für Batterien).

b. Wärme aus Oberflächengewässer

Dem Meer, Seen oder Flüssen kann mittels industrieller Hochtemperaturwärmepumpen Wärme auf niedrigem Temperaturniveau entnommen und auf hohe Temperaturen gebracht werden.

In skandinavischen Ländern, wie z.B. in Schweden (Stockholm), sind Hochtemperaturwärmepumpen schon längere Zeit in Anwendung und Teil der Fernwärmeversorgung.

Was in Österreich (Wien, Donau-Wärmepumpe) 2019 und in Lauterecken [4] (NRW) realisiert wurde, wird nun auch für das Fernwärmenetz in Mannheim geplant: Wärmenutzung aus Flüssen.

Das ermittelte Potenzial im Rhein ist enorm groß: Bei Entnahme von lediglich 15% des Niedrigwasserdurchflusses des Rheins können 720 MW Wärmeleistung gewonnen werden. Das sind 65% der installierten Fernwärmeleistung heute! Praktisch wirtschaftlich nutzbar ist eine geringere Leistung. Wir gehen von 150 MW an geeigneten Stellen aus, wie z.B. GKM und Friesenheimer Insel.

c. Altholzkraftwerk

Auf der Friesenheimer Insel befindet sich ein Altholzkraftwerk, das seit 2005 in Betrieb ist. Es produziert aus dem Altholz im Augenblick nur Strom. Der Strom wird im Rahmen des EEG vergütet.

Die MVV Umwelt GmbH plant, das Kraftwerk bis 2024 in ein Heizkraftwerk umzurüsten und die Wärme in das Fernwärmenetz Mannheim einzuspeisen. Wir gehen für die Umrüstung von einer großzügigen Dimensionierung der Wärmeleistung aus, sodass das Kraftwerk ungefähr 60 MW Wärmeleistung erbringen kann.

d. Bioenergie aus dem Müll-HKW

Im Müll-Heizkraftwerk auf der Friesenheimer Insel wird Restmüll aus dem Hausmüll und Gewerbemüll durch Verbrennung thermisch verwertet. Das Müll-Kraftwerk wurde 2019 auch auf Wärmeproduktion umgestellt und speist seither Wärme mit einer Fernwärmeleistung von maximal 95 MW in das Fernwärmenetz. Die Bestandteile des Restmülls sind zum Teil (ca. 50%) fossilen Ursprungs. Das sind zum großen Teil Verpackungsmaterialien aus Kunststoff, die aus Erdgas oder Erdöl hergestellt wurden.

Demnach kann nur ein Teil als Bioenergie angerechnet werden, der nicht fossilen Ursprungs ist. Der Anteil von Biomüll im Restmüll soll durch eine besser getrennte Sammlung zukünftig sinken. Teile des Biomülls können vergärt werden, aus diesen kann dann zusätzliches Biogas gewonnen werden [5]. Auch muss das fossile Restmüllaufkommen sinken, denn Plastikverpackungen sollten so oft wie möglich recycled werden, bevor sie verbrannt werden. Wesentlich wird die Vermeidung von problematischen Verpackungen sein, wie z.B. Tetrapack oder ähnliches. Wir gehen von einer Verminderung der Müllverbrennung um 40% bis 2030 aus.

e. Reduktion des Wärmebedarfes

Eine Reduktion des Wärmebedarfes der mit Fernwärme beheizten Gebäude ist eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Transformation. Bislang liegt bundesweit wie auch in Mannheim die Rate der energetischen Sanierung bzw. Modernisierung bei 1% pro Jahr. Nach allen Prognosen ist aber eine Rate von 3,5% Bedingung für die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze aus dem Pariser Vertrag [6].

Um dies zu erreichen, müssen eine Reihe bundes-, landes- und kommunalpolitischer Entscheidungen getroffen werden. Aus einem Maßnahmenbündel von öffentlicher Förderung, Investitionskostenverteilung auf Vermieter*innen wie Mieter*innen und einer Senkung der umlagefähigen Kosten wären die Voraussetzungen für eine sozialverträgliche Lösung einer warmmietenneutralen Sanierung geschaffen. Begleitet werden sollte dies vor allen Dingen auf kommunaler Ebene von mehr und kampagnenförmiger Beratung.

Wir gehen daher von einer Reduktion des Fernwärmeverbrauchs von 22% in Mannheim und den anderen vom GKM belieferten Städten in den nächsten 10 Jahren aus.

f. Weitere Potenziale

Die bisher genannten Potenziale reichen weitestgehend aus, um eine Umstellung auf erneuerbare Fernwärme innerhalb von 10 Jahren in Mannheim zu erreichen.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer potenzieller erneuerbarer Energien, die es zu erschließen gilt:

  • Solarthermische Großanlagen in den Randlagen Mannheims sowie in der gesamten Region
  • Solarthermische Dachanlagen kombiniert mit oberflächennaher Geothermie
  • Oberflächennahe Geothermische Gebäudeheizung und Nahwärmeversorgung
  • Abwasserwärme für Gebäude und Nahwärmenetze
  • Bioabfallvergärung und Nutzung des anfallenden Biogases
  • Ein weiteres interessantes (aber geringes) Potenzial stellt die Produktion von schnellwachsenden Hölzern in der Agroforstwirtschaft dar
  • Industrielle Abwärme

Heidelberg und Mannheim kohlefrei, 22.9.2020


[1] Nach Angaben der MVV Energie AG 2020

[2] Unveröffentlichte Bachelorarbeit der TU Darmstadt 2019 und Interview mit Dr. Bär auf www.mannheim-kohlefrei.de

[3] https://youtu.be/mEb2urm2wTw

[4] http://www.hydrology.uni-freiburg.de/abschluss/Schwinghammer_F_2012_MA.pdf

[5] https://www.heidelberg.de/hd/HD/service/29_07_2020+aus+biomuell+wird+gruene+waerme.html

[6] Climact 2020, DIW 2020


Den Artikel als Download:

Fragen an die Mannheimer Gemeinderatsfraktionen

Mannheim kohlefrei hat den Gemeinderatsfraktionen im Frühjahr sechs Fragen zum Kohleausstieg in Mannheim gestellt. Dabei ging es um das Beziehen von Energie und Fernwärme aus Kohle, Gas und erneuerbaren Energien, die Erhaltung der Arbeitsplätze der Beschäftigten des GKM und flächendeckende Gebäudedämmung.

Antworten auf die Fragen sind von SPD, den GRÜNEN und LI.PAR.Tie gekommen. Von CDU, FDP, ML und AfD kam keine Rückmeldung. Wir haben uns die Antworten ein bisschen genauer angeschaut und stellen sie hier vor. Die vollständigen Antworten sind am Ende zum Nachlesen angehängt.

Vorweg zur aktuellen Situation: Die MVV hat sich zum Ziel gesetzt, bereits vor der für 2034 geplanten Stilllegung des letzten Blocks des GKM die Fernwärme für Mannheim vollständig aus nicht-fossilen Energieträgern zu beziehen. Wie viel früher als 2034 das jedoch passieren soll, lässt die MVV vollkommen offen.
Die GKM AG hat kürzlich angekündigt (MM, 18. Juli; UVP August), ein Gaskraftwerk (GuD) bauen zu wollen, woraufhin einer der Bestandskohleblöcke (abgesehen natürlich von Block 9) endgültig stillgelegt werden soll. Entsprechend möchte sie weiterhin in fossile Energie, anstatt in den dringend notwendigen Ausbau erneuerbarer Energien, investieren.

Allgemeine Einigkeit und eine klare Positionierung der drei antwortenden Gemeinderatsfraktionen findet sich in zwei Fragen:

  1. Existenzsichernde Lösungen für die Beschäftigten des GKM müssen in jedem Fall geschaffen werden. Die SPD fordert Absicherung und Unterstützung der Beschäftigten des GKM, die LI.PAR.Tie tritt für eine Vereinbarung mit dem GKM ein, in dem die Absicherung festgehalten wird, und die GRÜNEN betonen die Relevanz von Weiterbildung und der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen im Bereich der erneuerbaren Energien.
  2. Flächendeckende Gebäudedämmungen dürfen nicht allein auf Kosten der Bewohner*innen umgesetzt werden. Hier geht die LI.PAR.Tie soweit, dass diese Kosten generell nicht auf die Bewohner*innen abgewälzt werden sollten, während sich SPD und GRÜNE in ihren Antworten auf die Forderung einer Reduktion dieser Kosten beschränken.
    Die Fraktionen scheinen also alle zumindest im Hinterkopf zu haben, dass die Lösung der Klimakrise sozial verträglich zu erfolgen hat und nur so wirklich funktionieren kann.

Nun genauer zu den einzelnen Fraktionen.

SPD

Die SPD vertritt bei dem Aspekt der erneuerbaren Fernwärme die nicht klar definierte Linie der MVV und zeigt dabei wenig Eigeninitiative. Bezüglich einer Potenzialstudie zur Erhebung von klimaneutralen Fernwärme- und Energiepotenzialen äußert sich die SPD mit großer Zustimmung. Einerseits wird damit wie auch mit anderen Äußerungen ein baldiger Ausstieg aus der Steinkohle für Mannheim befürwortet. Allerdings überlässt die SPD der MVV letztlich trotzdem die Oberhand darin, wie bald das wirklich passieren soll. Dabei beruft sich die SPD auf die Versorgungssicherheit. Sie spricht sich dafür aus, ein Gaskraftwerk zu vermeiden, sollten bessere Alternativen verfügbar und umsetzbar sein. Ein Gaskraftwerk wäre jedoch aus klimatechnischer Sicht fatal: Der Methanausstoß hat einen sehr hohen Treibhausgaseffekt und es würden Gelder gebunden, die direkt in erneuerbare Energien sehr viel effektiver investiert wären! Die SPD lässt sich hier also eine ziemlich große Hintertür offen, um sich am Ende möglicherweise doch noch explizit für den Bau eines Gaskraftwerks auszusprechen, ohne irgendwen zu verprellen. Aber genau jetzt wäre der Zeitpunkt, sich zu positionieren – es gibt klimaschutztechnisch viel bessere und auch umsetzbare Alternativen zu einem Gaskraftwerk für Mannheim.

LI.PAR.Tie

LI.PAR.Tie positioniert sich klar und zeigt Engagement für angesprochene Themenbereiche, wie beispielsweise bei der Arbeitsplatzsicherung. Sie fordert die Abschaltung des GKM bis 2030 und damit ein Ende der Steinkohle in Mannheim sowie klimaneutrale und dezentrale Lösungen, die zügig umgesetzt werden. Außerdem unterstützt sie die Ziele der MVV, aber fordert schnellere Umsetzung. Jedoch bleibt fraglich, in welchem Ausmaß die LI.PAR.Tie wirklich für klimaneutrale und dezentrale Lösungen ist, denn sie spricht sich nicht explizit für 100% erneuerbare Energien aus und nennt keinen Zeitraum für deren Ausbau. Sie spricht davon, dass die Potenziale bekannt seien, benennt diese jedoch nicht bzw. informiert die Öffentlichkeit nicht darüber. Die Frage nach einem Gaskraftwerk wird nur in Bezug auf Biogas beantwortet: Die LI.PAR.Tie befürwortet den Bau eines Biogas-Kraftwerks, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Dieser Vorschlag ist jedoch unrealisitisch, weil die erforderlichen Mengen für solch ein großes Biomethan-Kraftwerk derzeit nicht marktverfügbar sind bzw. es auch nicht in absehbarer Zeit sein werden. Die Gefahr besteht, dass ein reines Erdgadkraftwerk gebaut wird und lediglich minimale Mengen an Biomethan-Gas beigemischt werden. Ähnlich sieht es bei synthetischen Gasen oder etwa bei grünem Wasserstoff aus, der aktuell durch die GKM AG ins Spiel gebracht wird (siehe UVP Vorlage). Außerdem befürwortet die LI.PAR.Tie zusätzlich kleinere Gaskraftwerke – also eine dezentrale Versorgung -, die beispielsweise mit Bio-Gas aus Klärwerken betrieben werden sollten. Zwar ist Bio-Gas ein Anfang und bietet vielseitige Potenziale. Allerdings hängt die CO2-Bilanz von Bio-Gas immer sehr stark davon ab, welche Biomasse bzw. welche bioenergetischen Reststoffe eingesetzt werden. Es braucht letztendlich den Mix mit weiteren verschiedenen erneuerbaren Energien (Solarenergie, Flusswärme, Abwärme aus Industrie und Abwasser, Geothermie), um die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können.

GRÜNE

Die GRÜNEN beziehen sich an einigen Stellen (z.B. Ende der Steinkohlelieferungen nach Mannheim) stark auf die Bundesebene und deren (nicht ausreichende) Lösungsansätze und nehmen Mannheim dabei weniger in den Fokus. Allerdings beziehen sie klar Position und bringen ihre Forderungen (auch spezifisch für Mannheim) ein. Sie machen sich für den Kohleausstieg bis 2030 stark und fordern den schnellstmöglichen Ausbau auf 100% klimaneutrale und dezentrale Wärmeversorgung, nennen hier jedoch nicht explizit “2030”. Auf die Frage nach Unterstützung einer Potenzialstudie zur klimaneutralen Wärmeerzeugung beziehen sich die GRÜNEN lediglich auf die von der Landesregierung beschlossene Wärmeplanung, die allerdings unzureichend ist und lange Zeit benötigt, bis es zu Realisierungen kommen wird. Sie bezieht also keine Stellung zu unserer Forderung einer Studie für erneuerbare Fernwärme. Die GRÜNEN positionieren sich als einzige antwortende Fraktion klar gegen ein Gaskraftwerk: Das würde den Klimawandel weiter vorantreiben und Grüner Wasserstoff oder erneuerbarer Strom seien kein realistischer Plan, da sie einerseits einen zu schlechten Wirkundgrad erzielten, andererseits auch der Bedarf durch Industrie und Transportsektor zu hoch daran sei. Positiv anzumerken bleibt hier noch, dass sich die GRÜNEN auch für Energiegewinnung in Bürger*innenhand und lokale Beteiligung einsetzen.

Fazit

Wie die Reaktionen auf unseren Einwohner*innenantrag zu erneuerbarer Fernwärme bis 2030 aussehen werden, bleibt also spannend. Vor allem bleibt abzuwarten, wie sich CDU, FDP, ML und AfD gegenüber dem Antrag stellen werden. Die Fragen wurden bereits im Frühjahr an die Gemeinderatsfraktionen geschickt. Zu diesem Zeitpunkt hatte die GKM AG noch nicht öffentlich geäußert, dass sie anstrebt, ein Gaskraftwerk zu bauen. Aber eine Positionierung dazu (sofern nicht kürzlich verändert) lässt sich ja bereits aus den berichteten Antworten ziehen. Ob weitere Positionierungen zur Planung der GKM AG seitens der Gemeinderatsfraktionen folgen, bleibt abzuwarten.
Wir freuen uns auf eine inhaltlich orientierte Diskussion mit den Gemeinderatsfraktionen, um diese für unsere Forderungen zu gewinnen.

Vollständige Antworten

SPD

  1. Setzen Sie sich dafür ein, dass die Lieferung von Steinkohle-Fernwärme und Energie nach Mannheim bis 2030 eingestellt wird?

Für das Erreichen der Klimaschutzziele und dabei insbesondere der sogenannten Wärmewende leistet die Fernwärmeversorgung, insbesondere in verdichteten Räumen wie der Rhein-Neckar-Region, einen unverzichtbaren Beitrag. Fernwärmeversorgung ist Teil der Lösung für die Herausforderungen der Klimakrise.

Wir unterstützen deshalb das sehr ambitionierte Ziel der MVV Energie AG, schon vor der Stilllegung des letzten Blocks im Großkraftwerk Mannheim, die in den dreißiger Jahren erfolgen soll, die Fernwärmeversorgung für die Region ohne fossile Energieträger zu gewährleisten.
Wir unterstützen alle Bemühungen, durch entsprechende CO2-neutrale Technologien auch bereits früher aus der Steinkohleverbrennung aussteigen zu können, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden.

  1. Setzen Sie sich dafür ein, dass mithilfe einer Studie die Potenziale für klimaneutrale Wärmeerzeugung und Energie erhoben und zügig realisiert werden?

Entsprechende Studien, vor Untersuchungen und technische Machbarkeitsüberprüfungen laufen bereits und sind auch in den kommenden Jahren erforderlich, um konkrete Projekte zeitnah zu ermöglichen. Dies unterstützen wir ausdrücklich.

  1. Sind Sie für existenzsichernde Lösungen für die Beschäftigte des GKMs?

Für die Beschäftigten der GKM AG muss sichergestellt werden, dass sie auf dem weiteren Weg zur Umwandlung des Energiestandortes begleitet, unterstützt, qualifiziert und abgesichert werden. Die Mitarbeitenden sind unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft auch der so genannten neuen Energiewelt, in der CO2-freie Strom- und Wärmeerzeugung betrieben wird.

  1. Positionieren Sie sich für den Ausbau von 100% klimaneutraler und dezentraler Wärme und Energie bis spätestens 2030?

Siehe oben. Wir unterstützen das sehr ambitionierte Ziel der MVV Energie AG, schon vor der Stilllegung des letzten Blocks im Großkraftwerk Mannheim, die in den dreißiger Jahren erfolgen soll, die Fernwärmeversorgung für die Region ohne fossile Energieträger zu gewährleisten.
Wir unterstützen alle Bemühungen, durch entsprechende CO2-neutrale Technologien auch bereits früher aus der Steinkohleverbrennung aussteigen zu können, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden.

  1. Ist die Verhinderung eines Gaskraftwerks ein Ziel Ihrer Fraktion?

Wir setzen uns dafür ein, dass technisch sinnvolle und größtmögliche Schritte unternommen werden, um schnellstmöglich aus der Nutzung fossiler Energieträger auszusteigen. Sind Alternativen vorhanden, sollte ein Gaskraftwerk vermieden werden.

  1. Setzen Sie sich für flächendeckende Gebäudedämmungen, die nicht auf Kosten
    der Bewohner*innen umgesetzt werden, ein?


    Die Steigerung der Energieeffizienz und damit die Verringerung des Energieverbrauchs für die Beheizung von Wohngebäuden ist ein wesentlicher Baustein, damit die Wärmewende gelingen kann. Das nachträgliche Anbringen von Gebäudedämmung, in der Regel von außen, ist aus technischen und stadtgestalterischen Gründen nicht flächendeckend möglich. Teilweise können andere Verfahren zum Einsatz kommen, etwa innenliegende Dämmungen und andere bauliche Veränderungen. Alle diese Verfahren sind mit hohen Kosten verbunden. Daher setzen wir uns dafür ein, mit entsprechenden Bundesprogrammen diese erforderlichen Maßnahmen zu unterstützen und die Weiterberechnung dieser Kosten auf die Nutzerrinnen deutlich zu begrenzen.

LI.PAR.Tie

  1. Setzen Sie sich dafür ein, dass die Lieferung von Steinkohle-Fernwärme und Energie nach Mannheim bis 2030 eingestellt wird?

Hinter der Forderung aus dem Kommunalwahlprogramm von DIE LINKE Mannheim, laut der das GKM bis spätestens 2030 abgeschaltet werden muss, steht auch die Fraktion LI.PAR.Tie. Von Anfang an hat DIE LINKE den Bau von Block 9 abgelehnt und fordert die Beseitigung dieses ökologischen Fehlers. Stattdessen müssen weitere Planungen über viele dezentrale und klimaneutrale Lösungen her.

  1. Setzen Sie sich dafür ein, dass mit Hilfe einer Studie Potenziale für klimaneutrale Wärmeerzeugung und Energie erhoben und zügig realisiert werden?

Die Potenziale stehen nicht in Frage, sind bekannt und werden weiterentwickelt. Strittig ist die Art und Weise und Geschwindigkeit der Umsetzung. Die MVV Energie arbeitet nach eigenem Bekunden auf eine wirtschaftliche Zukunft aus regenerativen Energien und Dekarbonisierung der Fernwärme hin. Diese Entwicklung unterstützen wir, fordern allerdings einen deutlich schnelleren Umsetzungsprozess.

  1. Sind Sie für existenzsichernde Lösungen für die Beschäftigten des GKMs?

Selbstverständlich erwarten wir von allen Unternehmen, auch vom GKM, bei einer (anstehenden) Umstrukturierung die Sicherung der Arbeitsplätze oder Programme für berufliche Neuorientierung. Die Sozialpartner großer Kraftwerksbetreiber, IG BCE und u.a. RWE und EnBW, haben den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen durch den Kohleausstieg vereinbart. Eine entsprechende Vereinbarung ist uns beim GKM nicht bekannt, sie müsste aber getroffen werden.

Bereits im Februar haben wir gemeinsam mit unserer Bundestagsabgeordneten Gökay Akbulut ein ausführliches Gespräch mit dem Betriebsrat des GKM geführt. Dabei hat dieser uns sein Konzept zur Absicherung der Beschäftigten vorgestellt. Die Fraktion LI.PAR.Tie. erklärt sich solidarisch mit dem Betriebsrat des GKM, fordert für alle Beschäftigten eine berufliche Perspektive, steht jedoch dem Konzept eines vollumfänglichen Weiterbetriebs als Gaskraftwerk kritisch gegenüber. Siehe nächsten Punkt!

  1. Positionieren Sie sich für den Ausbau von 100% klimaneutraler und dezentraler Wärme und Energie bis spätestens 2030?

Wir unterstützen die Energiewende mit unseren Forderungen nach einem zügigen Ausstieg aus der Verstromung fossiler Energieträger. In Bezug auf Mannheim fordern wir keine weitere klimaschädlichen Energieträger auf den Konversionsflächen. DIE LINKE im Gemeinderat hat sich schon vor einigen Jahren für Biomethan-Blockheizkraftwerke auf Franklin eingesetzt, allerdings erfolglos. Auf Spinelli sind Fortschritte für dezentrale Lösungen festzustellen, aber kein schlüssiges Konzept. Wir sehen es als Fraktion als unsere Aufgabe an, einen weitergehenden Ausbau der klimaneutralen und dezentralen Wärme und Energie einzufordern. Ein Beispiel ist aktuell der Antrag A160/2020 zur Pflicht von Photovoltaik-Anlagen bei Neubauten ab 10 Wohneinheiten.

  1. Ist die Verhinderung eines Gaskraftwerks ein Ziel ihrer Fraktion?

Aus dem bereits angeführten Kommunalwahlprogramm von DIE LINKE Mannheim ist zu entnehmen, dass wir uns für die Umrüstung des GKM zu einem Bio-Gas-Kraftwerk vor 2030 einsetzen, um Spitzenzeiten oder Dunkelflauten zu überbrücken. Auch kleinere Gaskraftwerke sind für uns ein möglicher Teil der Energiewende, wenn sie nicht mit fossilem Gas oder Gas aus der primär dafür vorgesehenen Agrarproduktion befeuert werden. Quellen können z.B. Bio-Gas aus Klärwerken sein, was bereits genutzt wird, und Gas aus Power-to-Gas-Anlagen, wenn sie technisch in einem großen Umfang realisiert werden können.

  1. Setzen Sie sich für flächendeckende Gebäudedämmungen, die nicht auf Kosten
    der Bewohner*innen umgesetzt werden, ein?

Unserer Fraktion LI.PAR.Tie. ist die soziale Verantwortung ein wichtiges Anliegen. Die Kosten für den Klimaschutz dürfen nicht den finanziell ärmsten Menschen unserer Gesellschaft auferlegt werden.
Dazu haben wir im Frühjahr bereits Gespräche mit der Klimaschutzagentur geführt und werden dieses Anliegen weiterhin entschlossen vertreten.

GRÜNE

  1. Setzen Sie sich dafür ein, dass die Lieferung von Steinkohle-Fernwärme und – Energie nach Mannheim bis 2030 eingestellt wird?

Als GRÜNE Gemeinderatsfraktion ist uns wichtig die Energiewende so schnell wie möglich voranzubringen und so schnell wie möglich die Emission jeder Tonne CO2 zu verhindern. Die Klimakrise schreitet schneller voran als von vielen Wissenschaftler*innen erwartet wurde. Bereits heute sind in wir in Deutschland bei rund 1,5°C lokaler Erwärmung. Um das globale 1,5°C mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit noch einzuhalten ist es von fundamentaler Wichtigkeit das globale und unser nationales CO2-Budget von weniger als 5 Gigatonnen noch einzuhalten. Es ist also Zeit zu handeln und das lieber früher als später. Auch hier in Mannheim. Ein zentraler Baustein ist dabei der Kohleausstieg und der Ausbau Erneuerbarer. Uns ist aber bewusst, dass die meisten klimapolitischen Entscheidungen auf nationaler und europäischer Ebene beschlossen werden. Der Entwurf der Bundesregierung zum Kohleausstieg geht uns hierbei nicht weit genug und die schrittweisen jährlichen Leistungsreduzierungen reichen einfach nicht aus . Nach aktueller Planung der Bundesregierung (Leistungsreduzierung) wird das GKM vermutlich bis 2033 am Netz bleiben. Als GRÜNE Gemeinderatsfraktion machen wir uns aber für einen Kohleausstieg deutlich vor 2033 und allerspätestens bis 2030 stark.

  1. Setzen Sie sich dafür ein, dass mit Hilfe einer Studie die Potenziale für klimaneutrale Wärmeerzeugung und Energie erhoben und zügig realisiert werden?

Rund 70 % des Energieverbrauchs von Privathaushalten entfällt auf die Wärme. Ein großer Hebel zur Senkung von Treibhausgasemissionen, auch wenn die Investitionskosten für die Infrastruktur der Wärmenetze viel höher als die für Stromnetze sind. Mit der Novelle des baden-württembergischen Klimaschutzgesetzes sollen Stadtkreise und große Kreisstädte verpflichtet werden eine kommunale Wärmeplanung vorzulegen. Neben der Erhebung des aktuellen Wärmebedarfs und der
bereits existierenden Wärmeinfrastruktur sollen auch Analysen zum Potential von erneuerbaren Wärmequellen aufgestellt werden. Als GRÜNE Gemeinderatsfraktion stehen wir hinter dieser Planung. Oberste Prämisse muss dabei die Einhaltung des 1,5°C Ziels und die Unterschreitung unseres nationalen Emissions-Budgets sein. Deshalb müssen die Zielplanungen nicht, wie oft verkündet, für das Jahr 2050, sondern deutlich früher erfolgen. Die Wärmewende muss so schnell wie möglich unter Einhaltung unseres CO2-Budget geschehen.

  1. Sind Sie für existenzsichernde Lösungen für die Beschäftigte des GKMs?

Die ökologische Krise lässt sich nur mit Beantwortung der sozialen Frage klären. Dies darf aber gerade nicht bedeuten, dass wir weiter an der Kohleverstromung festhalten und die Klimaziele unerreichbar werden lassen. Stattdessen braucht es Perspektiven, Weiterbildungsund Umschulungsmöglichkeiten für die Beschäftigten der fossilen Kraftwerksanlagen um Existenzen zu sichern. Außerdem braucht es umfangreiche Investitionen in erneuerbare Energie, die europaweit Millionen von nachhaltigen, grünen Arbeitsplätzen schaffen. Keine Mitarbeiterin darf aufgrund des Kohleausstieg um seine Existenz bangen. Hierzu gehört es auch Planungssicherheit für Unternehmen und Mitarbeiter*innen zu schaffen und zügig Bundesregelungen zu schaffen, damit Beschäftige planen können und nicht Jahre lang in der Schwebe hängen müssen. Je nach Möglichkeit sollen Frühverrentungen oder Umschulungen erfolgen und viele neue Jobs im Bereich der Erneuerbaren Energien geschaffen werden.

  1. Positionieren Sie sich für den Ausbau von 100% klimaneutraler und dezentraler Wärme und Energie bis spätestens 2030?

Als GRÜNE Gemeinderatsfraktion stehen wir 100 % hinter der Forderung nach 100 % klimaneutraler und dezentraler Wärme und Energie. Dieser Ausbau muss so schnell wie möglich von statten gehen und muss sich an einem 1,5°-kompatiblen CO2-Budget orientieren. Ein solches CO2-Budget wollen wir sektorübergreifend auf Mannheim
herunterbrechen und verbindlich festlegen. Bei gleichbleibenden Emissionen wäre dieses bereits deutlich vor 2030 aufgebraucht. In Anbetracht der Klimakrise gilt es keine Zeit zu verlieren. Bestehende fossile Heizungsanlagen (wie Öl und Erdgas) müssen so schnell wie möglich ausgetauscht, an das Fernwärmenetz angeschlossen oder durch erneuerbare Energieträger ersetzt werden. Das bestehende Fernwärmenetz dekarbonisiert und die erneuerbaren Wärmequellen sollen vorzugsweise dezentral eingespeist werden. Während für neu gebaute Stadtteile mit höchsten energetischen Baustandards eine Nahwärmeversorgung durchaus sinnvoller sein kann, wird für Bestandsbauten, die bereits an das Fernwärmenetz angeschlossen sind, die erneuerbare Fernwärme eine größere Rolle spielen. Außerdem sind wir als GRÜNE Gemeinderatsfraktion für Energiegewinnung in Bürger*innenhand, wie z.B. Solar- oder Windparks, und wollen lokale Wertschöpfung und Beteiligung stärken.

  1. Ist die Verhinderung eines Gaskraftwerks ein Ziel Ihrer Fraktion?

Neuen Studien zu Methanemissionen bei der Erdgasgewinnung und dem Transport zeigen, dass aus klimatechnischer Sicht Erdgas kein guter Ersatz für Kohle ist. Für uns als GRÜNE Gemeinderatsfraktion war dies schon vorher klar. Wir nehmen das Pariser Klimaschutzabkommen ernst und sehen keinen Spielraum für den Betrieb eines Erdgaskraftwerks zwischen Kohleausstieg und vollständiger Dekarbonisierung. Einen Betrieb mit 100% Grünem Wasserstoff aus 100% Erneuerbarem Strom halten wir aufgrund des schlechten Wirkungsgrades und des hohen Bedarfs in der Industrie und im Transportsektor im notwendigen Zeitraum für nicht erreichbar. Deshalb setzen wir bei der Wärme- und Stromwende auf 100% Erneuerbare Energien.

  1. Setzen Sie sich für flächdeckende Gebäudedämmungen, die nicht auf Kosten der Bewohner*innen umgesetzt werden, ein?

Um die Wärmewende schnell voranzubringen müssen dezentrale klimaneutrale Wärmequellen an Wärmenetze angeschlossen werden. Hierfür bedarf es bei viele erneuer
baren Energiequellen eine Absetzung der Betriebstemperatur der Wärmenetze. Hierfür müssen aber auch die mit Wärme zu versorgenden Gebäude auf hohem energetischen Niveau gedämmt werden. Bei den aktuellen niedrigen Sanierungsquoten würde dies viele Jahrzente dauern. Viel zu langsam! Deshalb braucht es dringend weitreichendere Bundes- und Landesförderungen, damit Hausbesitzer*innen nicht allein auf den Kosten der energetischen Sanierung hängen bleiben. Die Umlagerung der Kosten alleinig auf die Mieter*innen ist zu verhindern. Es braucht einen sozialverträgliche und staatliche geförderte Sanierungsoffensive. Außerdem sollen ökologische Bau- und Dämmstoffe bevorzugt gefördert werden.

Pressemitteilung zur Raddemo (12.09.2020)

Mannheim kohlefrei lehnt Umbau des GKMs zum Gaskraftwerk ab. Fahrraddemonstration am 12. September um 15 Uhr am Schiff vor dem MVV Hochaus zum Steinkohlekraftwerk in Neckarau.


Die Verbrennung fossiler Rohstoffe rückt die Welt immer näher an die Klimakatastrophe heran. In Mannheim beheizt das Steinkohlekraftwerk GKM das Klima weiter: Es verursacht 10 % der baden-württembergischen CO2-Emissionen und ist das dreckigste Steinkohlekraftwerk Deutschlands. Die Steinkohle für das GKM wird unter unzumutbaren Bedingungen in anderen Ländern wie Kolumbien, Russland oder Australien abgebaut und importiert. Nun soll das bisherige Kohlekraftwerk auf Gas umgestellt werden.
“So kann und darf es nicht weitergehen. Gas ist in fast demselben Maße klimaschädlich wie Kohle; es ist eine Lüge, zu sagen, mit Gasverbrennung anstatt von Kohle wäre dem Klima geholfen.”, sagt Pia Vogel von Mannheim kohlefrei.


Für den Bezug von Gas mussten riesige Pipelines für dessen Transport gebaut werden, die eine Menge an Rohstoffen verbrauchten und vor Ort die Umwelt zerstörten. Gleichzeitig emittiert ein Gaskraftwerk auch außerordentlich viel CO2, während es eigentlich – als fossiler Rohstoff in der Erde verbleibend – CO2 auf lange Zeit binden würde. Es gibt einen bunten Blumenstrauß an Alternativen, wie z.B Fernwärme aus Geothermie, Flusswärme, Biomasse, Abwasser- und Industrieabwärme oder Solarthermie, mit welchen die Strom- und Fernwärmeversorgung in den nächsten Jahren über erneuerbare Energie und Wärme gesichert werden kann.


“Und die Politik? Schaut schweigend zu. Das können wir so nicht hinnehmen! Wir müssen uns für eine klimagerechte Zukunft einsetzen, in der die 1,5°C–Grenze eingehalten wird. Wir brauchen Klimagerechtigkeit und erneuerbare Fernwärme jetzt!”, fordert Leon Brülke von Mannheim kohlefrei.
In diesem Zuge – um an den Gemeinderat zu appelieren, aber auch um das Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen – veranstaltet Mannheim kohlefrei am Samstag, den 12. September, um 15 Uhr eine Raddemo vom MVV-Hochhaus am Luisenring zum Steinkohlekraftwerk in Neckarau. Zur Einhaltung der Hygiene-Maßnahmen wird darum gebeten, einen Mund-Nasen-Schutz und nach Möglichkeit einen Fahrradhelm zu tragen. Die Form des Demonstrierens an der frischen Luft und auf Fahrrädern gewährleistet ein möglichst geringes Infektionsrisiko.


Mannheim kohlefrei fordert eine umgehende Veränderung des Umgangs mit der Klimakrise. Der Mannheimer Gemeinderat solle die Lieferung von Steinkohle-Fernwärme nach Mannheim stoppen,  die Potenziale für Gebäudedämmung und klimaneutrale Wärmeerzeugung erheben lassen, für den Ausbau von 100% klimaneutraler Wärme bis spätestens 2030 sorgen und Erdgas-Kraftwerke als Übergangstechnologie verhindern. Dabei wird die Initiative von fridays for future Mannheim, Extinction Rebellion Mannheim, der Interventionistischen Linken Rhein-Neckar und dem Klimakollektiv Mannheim unterstützt.

Raddemo zum nachschauen auf youtube


Weitere Informationen zu unseren Forderungen und zu den Alternativen finden Sie unter www.mannheim-kohlefrei.de.

Wir bitten alle Medien im Rhein-Neckar-Raum um Veröffentlichung der folgenden Pressemitteilung. Für Nachfragen, Interviews, Einladungen in Redaktionen und/oder lokale Fernsehsender wenden Sie sich bitte an unsere drei Sprecher*innen:       

Leon Brülke, Tel. 017647674127       
Pia Vogel, Tel. 015789666550       
Günther Frey, Tel 0621-43727911                       


Mit freundlichen Grüßen       
i.A. für die Gruppe Mannheim kohlefrei Karlheinz Paskuda

Aktionen

Hier mehr Infos zu den kommenden Aktionen.

  • Unterschriften Sammlung am 5.9 am Paradeplatz von 15.00 bis 18:00
  • Aufruf zur Raddemo am 12. September 2020, 15:00 Uhr, Start Schiff am MVV Hochhaus, Ende Steinkohlekraftwerk:

    Die Verbrennung fossiler Rohstoffe rückt uns immer näher an die Klimakatastrophe heran. In Mannheim heizt das Steinkohlekraftwerk GKM das Klima weiter an: Es verursacht 10 % der baden-württembergischen CO2-Emissionen und ist das dreckigste Steinkohlekraftwerk Deutschlands. Die Steinkohle für das GKM wird unter unzumutbaren Bedingungen aus anderen Ländern wie Kolumbien, Russland oder Australien importiert. Es werden die Lebensgrundlagen von Menschen aufgrund des Verheizens von Steinkohle hier vor Ort zerstört.So kann und darf es nicht weitergehen.

    Es gibt einen bunten Blumenstrauß an Alternativen, wie z.B. Fernwärme aus Geothermie, Industrieabwärme oder Solarthermie, mit welchen Fernwärmeversorgung in den nächsten Jahren über erneuerbare Energie und Wärme gesichert werden kann.Die GKM AG jedoch hat anderes im Sinn und plant ein Gaskraftwerk in Mannheim, welches mit fossilen Brennstoffen befeuert werden soll. Und die Politik? Schaut schweigend zu. Das können wir so nicht hinnehmen! Wir müssen uns für eine klimagerechte Zukunft einsetzen, in der die 1,5°C–Grenze eingehalten wird. Wir brauchen Klimagerechtigkeit und erneuerbare Fernwärme jetzt! 

    Wir fordern deshalb vom Mannheimer Gemeinderat:
  • Stoppen Sie die Lieferung von Steinkohle-Fernwärme nach Mannheim
  • Lassen Sie jetzt die Potenziale für Gebäudedämmung und klimaneutrale Wärmeerzeugung erheben
  • Sorgen Sie für den Ausbau von 100% klimaneutraler Wärme bis spätestens 2030
  • Verhindern Sie Erdgas-Kraftwerke als Übergangstechnologie

    Um dafür zu kämpfen, gehen wir am Samstag, den 12. September, um 15 Uhr mit einer Raddemo auf die Straße zu den Orten der Klimazerstörung. Die Raddemo soll vom MVV-Hochhaus bis zum GKM führen. Lasst uns zeigen, wie viele wir sind!Bitte tragt Mund-Nasen-Schutz und nach Möglichkeit Fahrradhelm! Wir werden verantwortungsbewusst und mit Abstand demonstrieren.

Pressemitteilung Mannheim kohlefrei & Heidelberg kohlefrei : zu den neuen Plänen des Großkraftwerks Mannheim (24.07.20)

“Das wäre eine bereits verlorene Wette auf die Zukunft der nächsten Generationen!” Mannheim kohlefrei und Heidelberg kohlefrei verurteilen entschieden die am 18. Juli im Mannheimer Morgen vorgestellten Pläne der GKM AG zum Weiterbetrieb des Kraftwerkes bis 2034 und Bau eines neuen Gas- und Dampfturbinenkraftwerks!

Mannheim, 24.07.2020: Aktuelle Pressemitteilung von Mannheim kohlefrei und Heidelberg kohlefrei zu den  Plänen des GKM. Mit der Bitte um Veröffentlichung in Ihren Medien!



“Die Pläne der GKM AG torpedieren sowohl das 1,5°C als auch das 2°C Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens und sind ein harter Verstoß gegen die Klimagerechtigkeit.”
 empört sich Günther Frey. “Es ist eine unverschämte Dreistigkeit, für das Unterlassen der klimaschädlichen Verbrennung von Steinkohle Entschädigungen zu fordern und unverantwortlich mit neuen fossilen Investitionen auch noch in das nächste Problem hineinzusteuern, statt direkt in großem Stile in erneuerbare Energien und Gebäudesanierung zu investieren.”  
Das Gas- und  Dampfturbinenkraftwerk könnte bereits 2025/26 in Betrieb gehen. Doch solche Kraftwerke sind nach Studien von Climact und des Deutschen Instituts der Wirtschaft nicht mit dem Pariser Klimaschutzvertrag vereinbar.  

“Die Fehler der Vergangenheit, ohne zukunftstaugliche Planung in ein fossiles Kraftwerk zu investieren, dürfen nicht noch einmal wiederholt werden! Der Bau von Block 9 ab dem Jahr 2009 hat seit der Inbetriebnahme 2015 viele unnötige Mio. Tonnen CO2 verursacht. Unternehmerischer Weitblick hätte klimaschützend zu einer anderen Planung führen müssen,” fügt Amany von Oehsen hinzu. 

“Diese großen finanziellen Investitionen in fossile Fernwärme sind weder zukunftsgerichtet noch klimaschützend. Die Umrüstung des GKM auf ein fossiles Gaskraftwerk erfordert hohe Investitionen, die für die Umsetzung der langfristig besseren Maßnahmen nicht zur Verfügung stehen, und jetzt schon absehbar verloren sind.” erklärt Pia Vogel.  

Heidelberg und Mannheim kohlefrei treten schon seit 2019 energisch für grüne Fernwärme aus erneuerbarer Energie ein. Das Geothermie-Potenzial in der Region ist so groß, dass damit voraussichtlich ein Großteil des Wärmebedarfs abgedeckt werden könnte. Dazu kommt die Möglichkeit, Flusswärme aus Neckar und Rhein zu nutzen. Außerdem stehen genügend Potenziale aus Solarenergie, Abwärme aus Industrie und Abwasser, oberflächennaher Erdwärme sowie gewisse Mengen an nachhaltiger Biomasse bereit, die Lücken zu füllen, wenn die energetische Gebäudesanierung ambitioniert angegangen wird.  

“Bei einer Umrüstung auf Erdgas könnten zwar zukünftig Wasserstoff oder Methan aus erneuerbaren Energien im GKM verbrannt werden. Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass innerhalb der nächsten 10 Jahre eine ausreichend verfügbare Menge zu einem günstigen Preis hergestellt werden kann, es sei denn, man realisiert ein “Desertec Projekt”, was die GKM AG vermutlich nicht vorhat. Das ist nichts anderes als eine bereits verlorene Wette auf die Zukunft der nächsten Generation.” weist Günther Frey auf die klimaschädlichen Pläne des GKM hin.  


Pia Vogel warnt vor einer katastrophalen Konsequenz: „Die Gefahr ist extrem hoch, dass aus betriebswirtschaftlichen Gründen fossiles Erdgas und Fracking-Gas aus den USA deutlich länger verbrannt werden, als es im Sinne des Klimaschutzes und der Klimagerechtigkeit vertretbar ist.“ Erklärend fügt Leon Brülke noch hinzu: „Fossiles Erdgas, das bei derzeit häufig auftretenden Leckagen in Russland in die Atmosphäre entweicht, und Fracking-Gas aus den USA, das ebenfalls hohe Methan-Emissionen in die Atmosphäre entweichen lässt, weisen kurzfristig ein 84 mal höheres Treibhauspotenzial als CO2 auf.
“Andere Kommunen und Energieversorger haben sich bereits Klimaneutralität für die Fernwärme 2030 als Ziel gesetzt. Zum Beispiel Görlitz, welches gemeinsam mit ihrer polnischen Nachbarstadt Zgorzelec ein grenzüberschreitendes, klimaneutrales Fernwärmenetz bis 2030 plant.

Mannheim und Heidelberg kohlefrei fordern deshalb den Gemeinderat und die GKM AG auf, zuerst die erneuerbaren Energiepotenziale gründlich sowie transparent, unter Einbeziehung der Bürger*innen und Umweltverbände zu erheben und zu bewerten und nicht in ein fossiles Erdgaskraftwerk zu investieren.  

Wir appelieren darüber hinaus an die Landesregierung Baden Württembergs und das Regierungspräsidium Karlsruhe, den Plänen der GKM AG nicht zuzustimmenbzw. diese zu unterstützen. Dem von der GKM AG angestrebten Ausbau des Gasleitungsnetzes zur Realisierung des Kraftwerkes darf keine Genehmigung erteilt werden.

Klimaschutz und Klimagerechtigkeit Jetzt!
Erneuerbare Fernwärme bis 2030!  




Weitere Informationen zu unseren Forderungen und zu den Alternativen finden Sie unter www.mannheim-kohlefrei.de.

Wir bitten alle Medien im Rhein-Neckar-Raum um Veröffentlichung der folgenden Pressemitteilung. Für Nachfragen, Interviews, Einladungen in Redaktionen und/oder lokale Fernsehsender wenden Sie sich bitte an unsere drei Sprecher*innen:       

Leon Brülke, Tel. 017647674127       
Pia Vogel, Tel. 015789666550       
Günther Frey, Tel 0621-43727911                       


Mit freundlichen Grüßen       
i.A. für die Gruppe Mannheim kohlefrei Karlheinz Paskuda

Unsere Meinung zum neu geplanten MVV Öl und Gas Heizwerk (Mai,2021)

Unsere ausführliche Aussage zum Thema nach unserer Erwähnung in der Zeitung “Mannheimer Morgen”

Pressemitteilung von Mannheim kohlefrei zum neu geplanten MVV Öl und Gas Heizwerk in Mannheim Rheinau


Jetzt reicht’s ! (oder auch: ewwe longt’s!) – MVV plant neues, fossiles 300 MW Heizwerk am Rheinufer in Mannheim Rheinau! Die MVV AG hat ihre Pläne für ein neues mit Öl oder Gas betriebenes Heizwerk konkretisiert und an das Regierungspräsidium Karlsruhe zur Genehmigung weitergeleitet. Das Heizwerk soll eine Leistung von 300 MW erbringen, vermutlich etwa 100 Mio. € kosten und soll zur Abdeckung der Spitzenlast im Winter dienen. Warum dazu ursprünglich etwa 7.000 Betriebsstunden Laufzeit vorgesehen waren, das entspricht etwa 80% des Jahres, und nun etwa 2.500 Stunden (das ist immer noch der ganze Winter) bleibt unklar, hat aber mit dem Verständnis von Spitzenlast nichts zu tun.

Mit dieser PM richtet sich Mannheim Kohlefrei an die MVV, die als Stadtwerk eine besondere Verantwortung für die nachhaltige kommunale Daseinsvorsorge hat. Vielfach formuliert sie den Anspruch, als Klimaschutzpionier voranzugehen. Bislang fehlt es aber völlig an Konzepten zu einem Ausstieg aus dem klimaschädlichen Erdgas nach dem großzügig verschleppten Kohleausstieg. Jetzt will die MVV sogar noch als Fernwärmebesicherungsanlage zwei jeweils 150MW große gas- und ölbefeuerte Heizkessel am Rheinauer Rheinufer als Brückentechnologie bis zur völligen CO2 freien Wärmbereitstellung bauen. Dies wird große Mengen CO2 in Mannheims Süden freisetzen und nicht helfen rasch Klimaneutralität in Deutschland zu erreichen.

Gerade plant der Gesetzgeber nach dem Urteil des BVerfG die CO2 Reduktion zu verschärfen. Die Stadtwerke werden deshalb dazu aufgerufen, als Vorreiter, zusammen mit dem vollständigen Kohleausstieg im GKM, Wege für den Ausstieg aus der lokalen Erdgasnutzung aufzuzeigen und auch Alternativen zu dem als Fernwärmebesicherung geplanten Heizwerk zu entwickeln. Unter Berücksichtigung der gesamten Lieferkette ist Erdgas ähnlich klimaschädlich wie Kohle. Mannheim Kohlefrei ist Teil einer globalen Bewegung für Klimagerechtigkeit. Wir sind solidarisch mit allen, die sich gegen ein weiteres Anfeuern der Klimakrise stellen und mit denjenigen, die schon jetzt massiv unter den Folgen leiden. Während Erdgas momentan noch für die Beheizung von Gebäuden oder in Heizkesseln und Gaskraftwerken für die Fernwärmeerzeugung genutzt wird, wird es in Zukunft allen Prognosen zufolge dafür nicht mehr zum Einsatz kommen.

Um das 1,5 Limit einzuhalten, muss Deutschland bis 2030 vollständig aus der Wärme- und Stromversorgung mit Kohle und Erdgas ausgestiegen sein. Dies hat bislang noch keinen Eingang in die konkreten Planungen der Gasversorgung vor Ort erhalten.

Auf dieses Problem weisen wir hiermit hin: Die Stadtwerke haben eine besondere Verantwortung eine klimafreundliche Energieversorgung und eine sozialverträgliche Wärmewende mit Ausstieg aus der Erdgasnutzung zu gewährleisten. Dafür müssen lokale Kohle- und Erdgasausstiegspläne entwickelt und umgesetzt werden. Die Stadtwerke müssen die Wärmeversorgung vor Ort nachhaltig gestalten und Gaskessel durch Wärmepumpen ersetzen. Ebenso wichtig ist es, die Fernwärme auszubauen und mit erneuerbarer Wärme zu füllen. Es wird Zeit, dass Mannheim umgehend ein Konzept zur Umstellung der Fernwärmeversorgung auf erneuerbare Energien erstellt und bis dahin alle Investitionen insbesondere in fossile Werke unterbleiben.

In einem solchen Konzept gibt es neben der Dezentralisierung der Einspeiser durch Errichtung von Flusswärmepumpen, Geothermieanlagen, Solarthermie, Abwärmenutzung und einem Altholzwerk bestimmt auch Bedarf für kleine Spitzenlastheizwerke, die aber sicher nicht mit dem extrem umweltschädlichen Erdgas befeuert werden dürfen. Die Erzählung von Erdgas als Übergangslösung ist auch deshalb so fatal, weil sie echten Klimaschutz um Jahre verzögert und zu teuren Lock-In-Effekten führt. Beides können wir uns nicht leisten. Gas macht den Klimaschutzeffekt des Kohleausstiegs zunichte, schafft letztlich stranded assets, verschleppt die echte Energie- und Wärmewende und hält die fossile Industrie künstlich am Leben. Wir haben mit dem Kohleblock 9, der 2015 in Betrieb ging, bereits eine 1,2 Mrd. von Mannheimer Bürgern mitfinanzierte Fehlinvestition hier. Darüber hinaus ist der Verweis darauf, das Erdgas langfristig mit Wasserstoff ersetzt wird im Bereich Stromund Wärmeerzeugung eine Nebelkerze.

Es kann nicht oft genug gesagt werden: Wasserstoff als magisches Allheilmittel ist ein Hirngespinst der Gasindustrie. Billiger Trick, um business as usual als Lösung zu verkaufen.

Wir fordern die MVV und ihren Hauptaktionär, die Stadt Mannheim, auf die Pläne für die Fernwärmebesicherung mit Gas und Öl am Rheinufer in der Schublade zu lassen und umgehend eine Wärmeversorgung für Mannheim auf die Beine zu stellen, die mit den Pariser Klimaschutzzielen kompatibel ist. Die Stadt Mannheim organisiert derzeit mit einer breiten Bürgerbeteiligung die Erstellung eines Klimaschutzaktionsplans, der im Februar 2022 vorliegen soll.

Bis zum Vorliegen dieses Plans darf über die beiden Heizwerke weder entschieden noch mit dem Bau begonnen werden. Wir fordern daher die Stadt Mannheim auf, alles zu tun zuerst der Klimaschutzaktionsplan zu erstellen und danach die Maßnahmen nach diesem Plan umzusetzen. Wir fordern die MVV auf ihre Pläne für die beiden Heizwerke solange nicht weiter zu verfolgen bis der Klimaschutzaktionsplan der Stadt vorliegt.

Artikel zum herunterladen
Erwähnung in der Zeitung “Mannheimer Morgen”

Zu lesen auf:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-initiative-kohlefrei-kritisiert-mvv-_arid,1798463.html



Weitere Informationen zu unseren Forderungen und zu den Alternativen finden Sie unter www.mannheim-kohlefrei.de.

Wir bitten alle Medien im Rhein-Neckar-Raum um Veröffentlichung der folgenden Pressemitteilung. Für Nachfragen, Interviews, Einladungen in Redaktionen und/oder lokale Fernsehsender wenden Sie sich bitte an unseren Sprecher (Mai 2021) :       

Günther Frey – Tel 0621-43727911

                     


FAQ Solarwärme

Bei der solarthermischen Nutzung der Sonnenenergie wird die Strahlung der Sonne mittels sogenannter Kollektoren in Wärmeenergie umgewandelt. Solarwärme wird in Deutschland in der Regel zur Erwärmung von Wasser zum Duschen und Waschen oder zur Raumheizung eingesetzt. Zudem kommen solarthermische Anlagen häufig bei der Erwärmung von Schwimmbadwasser und zunehmend auch in Nahwärmenetzen zum Einsatz.

Solarwärme als Möglichkeit Fernwärme erneuerbar zu machen

Sonnenkollektoren absorbieren solare Strahlung, wandeln sie in Wärme um und geben die Wärme an ein Wärmeträgermedium ab. Dieses wird über ein Rohrsystem zu einem Speicher gepumpt, wird dort mit Hilfe eines Wärmetauschers an das Brauchwasser abgegeben und strömt abgekühlt zu den Kollektoren zurück. Solange nutzbare Wärme in den Kollektoren zur Verfügung steht, hält der Regler die Pumpe in Betrieb. Im Winter heizt ein Kessel die fehlende Wärme nach.

Quellen:

https://www.unendlich-viel-energie.de/erneuerbare-energie/sonne/solarthermie

 Solarwärme in Deutschland

Das Thema Solarwärme ist in den letzten Jahren auch in Deutschland zunehmend ins Blickfeld der Fernwärmeunternehmen geraten.
Mehr zu lesen auf:

Besonders kommunal genutzt

Insbesondere kommunale Stadtwerke bauen große Solarkollektorfelder mit großen Wärmespeichern, passen ihre Fernwärmenetze durch verschiedene technische Maßnahmen an und integrieren diese in die vorhandenen Versorgungsstrukturen.

Damit wird die Erfolgsgeschichte der Solarwärmenutzung in Ländern wie beispielsweise Dänemark als Vorbild genommen.

Die Potenziale sind enorm wie wissenschaftliche Untersuchungen auch in Baden-Württemberg gezeigt haben:

Beispiel Project SolnetBW

Das Projekt SolnetBW untersucht die vielfältigen Möglichkeiten des Einsatzes der Solarwärme

PDF zu finden auf:

https://www.solar-district-heating.eu/de/wissensportal/wissensdatenbank/?se=Brosch%25C3%25BCre&sbProject%255B%255D=80&sbCountry%255B%255D=82&orderBy=date

Darüber hinaus eine Studie zu den technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten. Über die Datenbank können Informationen zu allen Projekten und Studien abgerufen werden.

Mehr zu lesen auf:

https://www.solar-district-heating.eu/de/wissensportal/wissensdatenbank/?se=Studie&sbProject%5B%5D=80&sbCountry&5B%5D=82&orderBy=date

Praktische Realisierung: Ludwigsburg

Die Stadt Ludwigsburg hat Deutschlands größte Solarkollektoranlage errichtet, die ab Mai 2020 erneuerbare Wärme in das lokale Fernwärmenetz liefert.

Beispiel Ludwigsburg

Quelle: https://www.swlb.de/solar-heat-grid mit allen Informationen zum Projekt

Wann werden endlich ähnliche Projekte in Mannheim, in Heidelberg und der ganzen Metropolregion Rhein-Neckar folgen?


Machen Sie Mannheim beim Klimaschutz zum Vorbild!

FAQ Flusswasser

Einblick: Wärmepumpen

Mittels Wärmepumpen können Wärmepotenziale im Abwasser, in Flüssen und in Abwärme von Industrieprozessen für die Mannheimer Fernwärme nutzbar gemacht werden. Werden die Wärmepumpen mit Strom aus erneuerbaren Energieanlagen betrieben so ist die nutzbare Wärme 100% erneuerbar.

Quellen:

www.waermepumpe.de/waermepumpe/funktion-waermequellen

Abwasserwärmepumpen werden in Mannheim bereits benutzt

In Mannheim werden bereits mehrfach Abwasser-Wärmepumpen zur Beheizung eingesetzt. Das Potenzial ist jedoch wesentlich größer und könnte auch für die Fern- oder Nahwärmeversorgung in Mannheim genutzt werden.

Allgemeine Informationen dazu:

https://www.waermepumpe-regional.de/mannheim

Einblick: Flusswasser-Wärmepumpen zur Schwimmbadbeheizung

https://www.sw-rottenburg.de/de/Energie/Eigene-Erzeugung/Waerme-aus-dem-Neckar/

Einblick: Europäische Großwärmepumpe zur Fernwärmeversorgung

Beispiel Stockholm

In Stockholm wird die größte europäische Seewasser-Wärmepumpe mit 180 MW Wärmeleistung eingesetzt. Außerdem werden Abwasserwärmequellen mittels Wärmepumpen ins Fernwärmenetz integriert. Damit steht eine Leistung von insgesamt 420 MW Wärmeleistung aus Wärmepumpen für die Fernwärmeversorgung zur Verfügung. Der Strom für die Antriebsenergie der Wärmepumpen stammt aus Wasserkraft. Gleiches kann auch für Mannheim denkbar sein. 

Mehr zu lesen auf:

https://www.friotherm.com/wp-content/uploads/2018/01/vaertan_e008_de__12jun08web.pdf

Zum Weiterlesen:
Fachbeitrag zu Großwärmepumpen

Techno – ökonomische Analyse der Integration von flusswassergespeisten Großwärmepumpen in FW-Netzen von Veronika Wilk, Bernd Windholz, Michael Hartl, Thomas Fleckl

Zu lesen auf:

https://docplayer.org/10843592-Techno-oekonomische-analyse-der-integration-von-flusswassergespeisten-grosswaermepumpen-in-fw-netzen.html

Pressemittelung des Bundesverbands Erneuerbare Energien
anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz zum Thema „Grüne Fernwärme“ zusammen mit dem Verband der kommunalen Unternehmen:

https://www.bee-ev.de/presse/mitteilungen/detailansicht/gruene-fernwaerme-ein-gewinn-fuer-klima-und-wirtschaft-gemeinsame-veranstaltung-von-bee-und-vku-auf-den-berliner-energietagen-2020


Machen Sie Mannheim beim Klimaschutz zum Vorbild!

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