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Kategorie: Infos
Allgemeine informationen
MVV Hauptversammlung 2021
Positionspapier zu „Wege zur Klimaneutralität“
Energierahmenstudie der Stadt Mannheim
Analyse im Auftrag der MVV Energie AG durch das Wuppertal Institut
Einleitung
Am 1.3.2021 wurde durch die MVV Energie AG die Studie „Wege zur Klimaneutralität“ veröffentlicht. Die Stadt Mannheim möchte diese Studie als Energierahmenstudie für weitere Beschlussfassungen und die Erarbeitung eines Klimaschutz-Aktionsplans zu Grunde legen.
Wir stellen dazu fest, dass es desbezüglich bislang keine Beschlusslage im Mannheimer Gemeinderat gibt.
Wir sehen eine Reihe von gravierenden Defiziten, die sich vermutlich durch die Aufgabenstellung und Ausrichtung des Studiendesigns erklären lassen.
Die Notwendigkeit einer eigenen Studie, beauftragt durch die Stadt Mannheim, unabhängig von wirtschaftlichen Interessen und Zwängen, wird offensichtlich.
Die der Öffentlichkeit zugängliche Studie[1] macht eine detaillierte Diskussion und Überprüfung schwer möglich. So fehlen beispielsweise wichtige ökonomische Daten, ganz abgesehen von ausführlichen Unterlagen zu den Berechnungen, so dass wir uns in unserer Kritik auf die veröffentlichte Version beschränken müssen.
Kritik in Kurzform
1. Klimaziele
Die Erreichung einer Klimaneutralität (95% Reduktion der CO2-Emissionen) der Stadt Mannheim wird laut Studie erst im Jahr 2050 erreicht werden.
„Die Erderwärmung soll nach Art. 2 des Pariser Klimaabkommens im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf deutlich unter 2 °C begrenzt werden und es sollen Anstrengungen unternommen werden, diese möglichst auf 1,5 °C zu limitieren.[2]“
Die Dringlichkeit einer Einhaltung der 1,5°C-Grenze wird insbesondere durch einen Sonderbericht des IPCC von 2018 unterstrichen[3].
Nach Berechnungen des BUND (siehe Anhang) für Baden-Württemberg müsste bis 2030 eine Reduktion der CO2-Emissionen um 90% gegenüber 2019 erreicht werden, um diese Grenze einzuhalten.
In der vorgelegten Studie des Wuppertal-Instituts wird von einer CO2-Emissionsminderung gegenüber 2018 von lediglich 30% bis 2030 ausgegangen! Damit liegt der gewählte Emissionspfad niedriger als das Reduktionsziel von -42% bis 2030 der Landesregierung von Baden-Württemberg.
Dies liegt vor allen Dingen daran, dass die Steinkohleblöcke des GKM erst spät abgeschaltet werden sollen: Block 7 Anfang 2020 (Reserve), Block 6 Anfang 2026, Block 8 Anfang 2028, Block 9 Anfang 2033. Außerdem werden die Potenziale für die Fernwärmeerzeugung nicht ambitioniert genug bis 2030 ausgeschöpft (siehe Kapitel Fernwärme) und die Restmüllverbrennung wird ungemindert fortgeführt.
Das für Mannheim verbleibende Restbudget an CO2-Emissionen zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze (50% Wahrscheinlichkeit) beträgt Stand 1.1.2020 noch ca. 16,2 Mio. t. Aus Vereinfachungsgründen und zur konkreten Veranschaulichung rechnen wir das Deutschland verbleibende Restbudget auf Köpfe um und multiplizieren es mit der Einwohner*innenzahl von Mannheim (pro Kopf 51 t CO2).
2. Fernwärme im KliMa-Szenario des Wuppertal-Instituts
Die Fernwärmeerzeugungbasierte im Jahr 2018 ausschließlich auf der Wärmeauskopplung (KWK) im Grosskraftwerk Mannheim (GKM).
Veröffentlicht wurden folgende CO2-Emissionen für den Mannheimer Fernwärmeverbrauch:
2018 waren dies 580.000 t CO2/a und 2030 werden im Szenario 320.000 t CO2/a angegeben.
Die CO2-Emissionen werden demnach von 2018 bis 2030 um 260.000 t/a gesenkt, das sind ca. 45%.
Die Fernwärmeerzeugung erfolgt 2030 immer noch weitgehend im GKM. An zweiter Stelle rangiert die thermische Abfallbehandlung (TAB), gefolgt von einem Altholz-Heizkraftwerk. Flusswärme und Tiefengeothermie werden nur geringfügig eingesetzt (genaue Daten nicht veröffentlicht).
3. Fernwärme im Klimaschutzszenario von Heidelberg und Mannheim kohlefrei
Im Unterschied zum KliMa-Szenario wurden in dieser Studie alle Wärmeerzeuger des gesamten Fernwärmenetzes in der Region betrachtet.
Im Klimaschutzszenario wird die Fernwärme zu 85,65% aus regenerativen Energien erzeugt!
Tiefengeothermie und Flusswärme dominieren die Wärmeerzeugung mit 55,3%. Die Wärmeerzeugung aus Bioenergie beträgt 23,15% und aus Altholz 6,80%.
Gegenüber heute werden in der Fernwärmeversorgung der Region dadurch 449.000 t CO2 eingespart. Das sind 75% gegenüber 2020! In der Betrachtung mit der gesamten Stromerzeugung des GKM werden sogar 2,29 Mio. t CO2 gegenüber heute eingespart (siehe Folien im Anhang).
Zur Verdeutlichung der Notwendigkeit von sehr ambitionierten Klimaschutzanstrengungen soll hier noch aufgezeigt werden, dass bei keinerlei getroffenen Klimaschutzmaßnahmen nach exergetischer Betrachtung bis 2030 noch insgesamt ca. 4,8 Mio. t CO2 im GKM emittiert würden. Dies sind fast 1/3 des verbleibenden CO2-Restbudgets in Mannheim allein für die Fernwärme.
Betrachtet man Fernwärme und Strom im Gesamten, überschreiten die GKM-Emissionen mit ca. 21,6 Mio. t CO2 das Restbudget Mannheims von 16 Mio. t CO2 sehr deutlich.
In beiden Studien ist 2030 aber noch nicht das Ende der CO2-Emissionen zur Fernwärmebereitstellung erreicht.
Fazit
Aus oben genannten Gründen und in mehreren Aspekten ist die Energierahmenstudie vollkommen unzureichend und nicht praktisch für einen ernsthaften Klimaschutzaktionsplan der Stadt Mannheim verwertbar. Wie eingangs erwähnt, ist der Stadt dringend empfohlen, unter Einbezug eines Bürger*innenrats eine eigene zielgerichtete und von wirtschaftlichen Interessen unabhängige Studie in Auftrag zu geben, welche der Öffentlichkeit vollständig zur Verfügung gestellt wird, um Transparenz zu gewährleisten.
Anhang



Präsentationsfolien aus dem Online-Vortrag am 4.3.2021 von Dr. Ing. Amany von Oehsen
[1] https://www.mvv.de/fileadmin/user_upload/Ueber_uns/de/Energierahmenstudie.pdf
[2] https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/01_Umweltgutachten/2016_2020/2020_Umweltgutachten_Kap_02_Pariser_Klimaziele.pdf?__blob=publicationFile&v=22
Gesprächsnotiz SPD-Gemeinderatsfraktion
Anfang Februar haben die Gemeinderatsfraktionen Grüne und LI.PAR.Tie im Gemeinderat gemeinsam beantragt, dass Mannheim kohlefrei die mit Heidelberg kohlefrei und dem Frauenhofer-Institut IEE Kassel gemeinsam erarbeitete Studie im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) vorstellen darf. Der Antrag wurde in den nächsten AUT im März verwiesen.
Der Antrag ist zu finden unter
https://buergerinfo.mannheim.de/buergerinfo/vo0050.asp?__kvonr=226208 .
Im Kontext dessen sowie des von uns gestarteten Einwohner*innenantrags haben wir Ende Februar ein Gespräch mit Vertreter*innen der SPD-Gemeinderatsfraktion geführt. Die Notiz zu diesem Gespräch stellen wir hier der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Gesprächsnotiz herunterladen

Zuschauerfragen zum Online Vortrag #1 : Geothermie – 100% Erneuerbare Fernwärme bis 2030
Dr. Bär ist promovierter Geothermiker im Fachgebiet angewandte Geothermie an der Technischen Universität Darmstadt. Er arbeitet seit 10 Jahren im Bereich der Erforschung der Tiefengeothermischen Potenziale, primär auf deutscher Ebene – dem Oberrheingraben – aber inzwischen seit über 7 Jahren auch auf europäischer Ebene.
Im unseren ersten Online Vortrag (Januar 2021) erzählte uns Dr.Bär wie Fernwärme auch eine gute Option für Mannheim sein könnte. Nach dem Vortrag blieben Fragen offen die wir hier nun veröffentlichen.
Haben Sie den Vortrag verpasst und wollen mehr über Geothermie, eine Alternative für Mannheim, erfahren? Wir haben es aufgenommen und Sie können es sich anschauen:
In Landau kam es ja zu nachgewiesenen Mikrobeben in Zusammenhang mit dem Testkraftwerk, hier ist der Untergrund ja ähnlich wie in Mannheim. Wie ist hier Ihre Einschätzung?
Kristian Bär: Die tiefengeothermische Dublette in Landau erschließt Störungszonen im kristallinen Grundgebirge. Es kommen im Bereich der offenen Bohrlochstrecken aber auch Gesteine des Buntsandsteins und Rotliegend. Zudem war in Landau war der zur Reinjektion benötigte Druck vergleichsweise hoch. In Mannheim ist bisher nach meinem Kenntnisstand nur die Nutzung des Buntsandsteins als Reservoirhorizont geplant und nicht die des kristallinen Grundgebirges. Anhand der Bohrung Brühl wissen wir, dass der Buntsandstein sehr hohe Permeabilitäten aufweisen kann. In diesem Fall sind keine hohen Injektionsdrücke zur Wiedereinleitung der abgekühlten Thermalsole nötig. Die Spannungsverhältnisse in den erschlossenen Störungszonen des Buntsandsteins werden daher voraussichtlich weniger stark beeinflusst, was das Risiko für induzierte seismische Ereignisse signifikant reduziert.
Es hieß, alle Beben fanden bisher nur im kristallinen Grundgebirge unter dem Bundsandstein statt. Können Sie dies noch erläutern?
Kristian Bär: Alle mir bekannten Beben, die im Zusammenhang mit geothermischen Projekten im Oberrheingraben gesehen werden, traten in Tiefenlagen auf, in denen das kristalline Grundgebirge (also granitische Gesteine o.ä.) vorkommen. Die Art der überlagernden Gestein ist hierbei irrelevant wenn diese nicht durch die Bohrungen miterschlossen sind. Im Buntsandstein ist wie bereits beschrieben mit deutlich höherer Permeabilität und Porosität des Gesteins zu rechnen. Dadurch können Injektionsdrücke durch Fluidtransport ins Reservoir deutlich schneller abgebaut werden als im kristallinen Grundgebirge, wo die Permeabilität und Porosität annähernd ausschließlich an Klüfte und Störungszonen gebunden ist.
Auf Island war/(ist?) Geoothermienutzung heftig umstritten. Kennen Sie die Beweggründe für die Kritik?
Kristian Bär: Nein, hierzu ist mir nichts genaueres bekannt.
Richtig geplante und realisierte Projekte sind bei verantwortungsvoller Betriebsweise sehr sicher. Das war bei Kernenergienutzung auch versprochen.
Kristian Bär: Bei der Kernenergie entstehen hochradioaktive Abfälle, die für Millionen von Jahren die Umwelt belasten. Bei der Tiefengeothermie kam es bisher nur sehr vereinzelt zu spürbaren Beben, die allein aufgrund ihrer Magnitude nur minimal Schäden auslösen können. Ich sehe die Vergleichbarkeit der Risiken beider Technologien als nicht gegeben an.
Angenommen es wird entnommene Wärme in Sommerzeiten NICHT wieder zurückgebracht: was geschieht über längeren Zeitpunkt mit der Bodentemperatur?
Kristian Bär: Über natürlichen Wärmetransport (Wärmeleitung im Gestein und Wärmetransport über Fluide) wird sich die eingespeicherte Wärme über einen Zeitraum von mehreren Jahren im Untergrund ausbreiten und sich dabei der natürlichen Untergrundtemperatur angleichen, bis wieder ein thermisches Gleichgewicht erreicht ist. Bei Tiefenlage der Speicherhorizonte von mehreren hundert Metern bis zu 1-2 km ist hier auch langfristig keine Beeinflussung der Temperatur an der Erdoberfläche zu erwarten.
Wie sieht es mit den weißen Flecken auf der Karte für Deutschland aus? Liegen da keine Daten vor, oder ist da mit keinem Potential zu rechnen? Mich interessiert besonders der Kölner Raum.
Kristian Bär: Für viele Bereich Deutschland liegen nach wie vor noch keine ausreichenden Daten über die Beschaffenheit der Untergrunds in geothermisch relevanter Tiefe vor. In anderen Bereichen kommen tatsächlich keine Gesteinsformationen vor in denen eine hydrothermale Stromerzeugung möglich ist, d.h. es gibt keine Gesteinsformationen mit ausreichend hoher Porosität und Permeabilität bei gleichzeitig ausreichend hoher Temperatur. Genauere Informationen finden Sie im Geothermischen Informationssystem (geotIS) von Deutschland. Für den Kölner Raum gibt es auch genauere Informationen des Geologischen Dienstes von Nordrhein-Westfalen.
In wieweit ist Geothermienutzung erneuerbar (falls keine Speicherbetrieb erfolgt)? Bzw. woher kommt die Wärme?
Kristian Bär: Die Wärme kommt zu einem gewissen Anteil aus der natürlichen radiogenen Wärmeproduktion der Gesteine der Erdkruste, die kontinuierlich abläuft und Wärme nachliefert. Ein weiterer Teil kommt durch Wärmeleitung aus dem Erdinnern, ist also quasi die gespeicherte Wärmeenergie aus der Zeit der Erdentstehung. Ob die Geothermienutzung erneuerbar ist, hängt daher stark von den lokalen Wärmequellen und der Wärmeleitung statt sowie der Intensität der Nutzung ab. Hierzu werden regionalskalige geothermische Modelle entwickelt, die diese Prozesse berücksichtigen und somit eine Nutzungsdauer prognostizierbar machen.
Wie ist es möglich, die Wirkung menschgemachter Temperaturgefälle in vergleichsweise kurzen Zeiträumen vorherzusagen?
Kristian Bär: Durch numerische Modellierung des Wärmetransports im Untergrund. Hierbei werden alle physikalischen Prozesse des Wärmetransports simuliert und dabei natürliche Wärmequellen und die Wärmeleitung aus dem tiefen Untergrund genauso berücksichtigt, wie der Betrieb eines geothermischen Kraftwerks.
Wir bedanken uns ganz herzlich für die vielen interessanten Fragen. Auch ein großes Dankeschön an Dr.Bär!

Machen Sie Mannheim beim Klimaschutz zum Vorbild!
Der Einwohner*innenantrag hat einen großen Schritt gemacht
Heute haben wir den ersten Schub an Unterschriften für den Einwohner*innenantrag im Rathaus abgegeben – insgesamt 1600 Unterschriften!
Wir sind damit auf einem guten Weg, um das Thema erneuerbare Fernwärme im Gemeinderat auf die Agenda zu setzen.
Aufgrund der Einschränkungen durch die Pandemie brauchen wir bitte weiterhin eure Unterstützung beim Sammeln: Sammelt privat wo, wann und wie auch immer ihr könnt! Gemeinsam kriegen wir die 2500 Unterschriften zusammen!



Quellen zu: erneuerbare Fernwärme in Mannheim bis 2030 ist möglich!
Mannheim kohlefrei sammelt seit Juli 2020 Unterschriften für einen Einwohner*innen-Antrag nach § 20 Gemeindeordnung mit dem Ziel der Erstellung eines unabhängigen Klimakonzeptes durch die Stadtverwaltung für die Umstellung der Mannheimer Fernwärme von heute Steinkohle und Müll auf erneuerbare Energieträger (www.mannheim-kohlefrei.de).
Wir – Heidelberg und Mannheim kohlefrei – haben in den letzten Monaten die Potenziale an erneuerbaren Energien (EE) abgeschätzt, die für eine Umstellung der Fernwärmeerzeugung aus dem Großkraftwerk Mannheim (2019 erzeugte das GKM 2,3 TWh Fernwärme) auf erneuerbare Wärme in Frage kommen könnten. Hiermit kann nicht nur die Fernwärmeversorgung in Mannheim weitgehend dekarbonisiert werden, sondern auch die der Städte, welche mit Wärme aus dem Großkraftwerk Mannheim beliefert werden, wie Heidelberg, Brühl und Speyer.
Bevor wir die detaillierten Ergebnisse in einer Studie der breiten Öffentlichkeit vorstellen werden, wollen wir in dieser Kurzform bereits heute einen Ausblick auf zukünftige Möglichkeiten präsentieren.
Diese Studie soll kein Ersatz für eine vertiefende beauftragte Studie der Stadt Mannheim sein, sondern dazu dienen, den Diskussionsprozess in Gang zu bringen und zu verdeutlichen, dass die Umstellung auf erneuerbare Wärme möglich und realistisch ist.
Woher die erneuerbare Fernwärme im Jahr 2030 kommen könnte
Die heutige Fernwärme stammt zu 70% aus der Wärmeproduktion im Grosskraftwerk Mannheim (GKM) und seit 2020 zu 30% aus dem Müll-Heizkraftwerk auf der Friesenheimer-Insel [1].
Spätestens im Jahr 2030 soll die Fernwärme aus einem Anlagen-Mix kommen, der wie folgt aussehen könnte (nach vorläufigen Berechnungen):

Erläuterungen und Potenziale
a. Geothermie
Das Potenzial an tiefer Geothermie im Oberrheingraben ist sehr groß und einzigartig in Deutschland. Allein im Stadtgebiet Mannheim könnte nach Untersuchungen der TU Darmstadt theoretisch viermal so viel Wärmeenergie gewonnen werden wie in Mannheim an Fernwärme verbraucht wird [2].
Bis 2030 können nach der Einschätzung von Expert*innen bei entsprechendem politischem Willen drei Geothermiekraftwerke mit jeweils 30 MW Wärmeleistung gebaut werden, die in der Heizperiode Wärme ins Fernwärme-Netz einspeisen und im Sommer Strom produzieren.
MVV und EnBW haben die Erlaubnis für die Aufsuchung von geeigneten Geothermie-Standorten im Gebiet Hardt bekommen (Süden Mannheims bis Heidelberg). Im Norden Mannheims ist Vulcan Energie [3] aktiv.
Letztere Firma möchte Geothermiekraftwerke betreiben, die zusätzlich Lithiumcarbonat aus dem Tiefenwasser gewinnen, das als Rohstoff für die Lithiumproduktion dient (Lithium für Batterien).
b. Wärme aus Oberflächengewässer
Dem Meer, Seen oder Flüssen kann mittels industrieller Hochtemperaturwärmepumpen Wärme auf niedrigem Temperaturniveau entnommen und auf hohe Temperaturen gebracht werden.
In skandinavischen Ländern, wie z.B. in Schweden (Stockholm), sind Hochtemperaturwärmepumpen schon längere Zeit in Anwendung und Teil der Fernwärmeversorgung.
Was in Österreich (Wien, Donau-Wärmepumpe) 2019 und in Lauterecken [4] (NRW) realisiert wurde, wird nun auch für das Fernwärmenetz in Mannheim geplant: Wärmenutzung aus Flüssen.
Das ermittelte Potenzial im Rhein ist enorm groß: Bei Entnahme von lediglich 15% des Niedrigwasserdurchflusses des Rheins können 720 MW Wärmeleistung gewonnen werden. Das sind 65% der installierten Fernwärmeleistung heute! Praktisch wirtschaftlich nutzbar ist eine geringere Leistung. Wir gehen von 150 MW an geeigneten Stellen aus, wie z.B. GKM und Friesenheimer Insel.
c. Altholzkraftwerk
Auf der Friesenheimer Insel befindet sich ein Altholzkraftwerk, das seit 2005 in Betrieb ist. Es produziert aus dem Altholz im Augenblick nur Strom. Der Strom wird im Rahmen des EEG vergütet.
Die MVV Umwelt GmbH plant, das Kraftwerk bis 2024 in ein Heizkraftwerk umzurüsten und die Wärme in das Fernwärmenetz Mannheim einzuspeisen. Wir gehen für die Umrüstung von einer großzügigen Dimensionierung der Wärmeleistung aus, sodass das Kraftwerk ungefähr 60 MW Wärmeleistung erbringen kann.
d. Bioenergie aus dem Müll-HKW
Im Müll-Heizkraftwerk auf der Friesenheimer Insel wird Restmüll aus dem Hausmüll und Gewerbemüll durch Verbrennung thermisch verwertet. Das Müll-Kraftwerk wurde 2019 auch auf Wärmeproduktion umgestellt und speist seither Wärme mit einer Fernwärmeleistung von maximal 95 MW in das Fernwärmenetz. Die Bestandteile des Restmülls sind zum Teil (ca. 50%) fossilen Ursprungs. Das sind zum großen Teil Verpackungsmaterialien aus Kunststoff, die aus Erdgas oder Erdöl hergestellt wurden.
Demnach kann nur ein Teil als Bioenergie angerechnet werden, der nicht fossilen Ursprungs ist. Der Anteil von Biomüll im Restmüll soll durch eine besser getrennte Sammlung zukünftig sinken. Teile des Biomülls können vergärt werden, aus diesen kann dann zusätzliches Biogas gewonnen werden [5]. Auch muss das fossile Restmüllaufkommen sinken, denn Plastikverpackungen sollten so oft wie möglich recycled werden, bevor sie verbrannt werden. Wesentlich wird die Vermeidung von problematischen Verpackungen sein, wie z.B. Tetrapack oder ähnliches. Wir gehen von einer Verminderung der Müllverbrennung um 40% bis 2030 aus.
e. Reduktion des Wärmebedarfes
Eine Reduktion des Wärmebedarfes der mit Fernwärme beheizten Gebäude ist eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Transformation. Bislang liegt bundesweit wie auch in Mannheim die Rate der energetischen Sanierung bzw. Modernisierung bei 1% pro Jahr. Nach allen Prognosen ist aber eine Rate von 3,5% Bedingung für die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze aus dem Pariser Vertrag [6].
Um dies zu erreichen, müssen eine Reihe bundes-, landes- und kommunalpolitischer Entscheidungen getroffen werden. Aus einem Maßnahmenbündel von öffentlicher Förderung, Investitionskostenverteilung auf Vermieter*innen wie Mieter*innen und einer Senkung der umlagefähigen Kosten wären die Voraussetzungen für eine sozialverträgliche Lösung einer warmmietenneutralen Sanierung geschaffen. Begleitet werden sollte dies vor allen Dingen auf kommunaler Ebene von mehr und kampagnenförmiger Beratung.
Wir gehen daher von einer Reduktion des Fernwärmeverbrauchs von 22% in Mannheim und den anderen vom GKM belieferten Städten in den nächsten 10 Jahren aus.
f. Weitere Potenziale
Die bisher genannten Potenziale reichen weitestgehend aus, um eine Umstellung auf erneuerbare Fernwärme innerhalb von 10 Jahren in Mannheim zu erreichen.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer potenzieller erneuerbarer Energien, die es zu erschließen gilt:
- Solarthermische Großanlagen in den Randlagen Mannheims sowie in der gesamten Region
- Solarthermische Dachanlagen kombiniert mit oberflächennaher Geothermie
- Oberflächennahe Geothermische Gebäudeheizung und Nahwärmeversorgung
- Abwasserwärme für Gebäude und Nahwärmenetze
- Bioabfallvergärung und Nutzung des anfallenden Biogases
- Ein weiteres interessantes (aber geringes) Potenzial stellt die Produktion von schnellwachsenden Hölzern in der Agroforstwirtschaft dar
- Industrielle Abwärme
Heidelberg und Mannheim kohlefrei, 22.9.2020
[1] Nach Angaben der MVV Energie AG 2020
[2] Unveröffentlichte Bachelorarbeit der TU Darmstadt 2019 und Interview mit Dr. Bär auf www.mannheim-kohlefrei.de
[3] https://youtu.be/mEb2urm2wTw
[4] http://www.hydrology.uni-freiburg.de/abschluss/Schwinghammer_F_2012_MA.pdf
[5] https://www.heidelberg.de/hd/HD/service/29_07_2020+aus+biomuell+wird+gruene+waerme.html
[6] Climact 2020, DIW 2020
Den Artikel als Download:
FAQ Solarwärme
Bei der solarthermischen Nutzung der Sonnenenergie wird die Strahlung der Sonne mittels sogenannter Kollektoren in Wärmeenergie umgewandelt. Solarwärme wird in Deutschland in der Regel zur Erwärmung von Wasser zum Duschen und Waschen oder zur Raumheizung eingesetzt. Zudem kommen solarthermische Anlagen häufig bei der Erwärmung von Schwimmbadwasser und zunehmend auch in Nahwärmenetzen zum Einsatz.
Solarwärme als Möglichkeit Fernwärme erneuerbar zu machen
Sonnenkollektoren absorbieren solare Strahlung, wandeln sie in Wärme um und geben die Wärme an ein Wärmeträgermedium ab. Dieses wird über ein Rohrsystem zu einem Speicher gepumpt, wird dort mit Hilfe eines Wärmetauschers an das Brauchwasser abgegeben und strömt abgekühlt zu den Kollektoren zurück. Solange nutzbare Wärme in den Kollektoren zur Verfügung steht, hält der Regler die Pumpe in Betrieb. Im Winter heizt ein Kessel die fehlende Wärme nach.

Quellen:
https://www.unendlich-viel-energie.de/erneuerbare-energie/sonne/solarthermie
Solarwärme in Deutschland
Das Thema Solarwärme ist in den letzten Jahren auch in Deutschland zunehmend ins Blickfeld der Fernwärmeunternehmen geraten.
Mehr zu lesen auf:
Besonders kommunal genutzt
Insbesondere kommunale Stadtwerke bauen große Solarkollektorfelder mit großen Wärmespeichern, passen ihre Fernwärmenetze durch verschiedene technische Maßnahmen an und integrieren diese in die vorhandenen Versorgungsstrukturen.
Damit wird die Erfolgsgeschichte der Solarwärmenutzung in Ländern wie beispielsweise Dänemark als Vorbild genommen.

Die Potenziale sind enorm wie wissenschaftliche Untersuchungen auch in Baden-Württemberg gezeigt haben:
Beispiel Project SolnetBW
Das Projekt SolnetBW untersucht die vielfältigen Möglichkeiten des Einsatzes der Solarwärme
PDF zu finden auf:
Darüber hinaus eine Studie zu den technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten. Über die Datenbank können Informationen zu allen Projekten und Studien abgerufen werden.
Mehr zu lesen auf:
Praktische Realisierung: Ludwigsburg
Die Stadt Ludwigsburg hat Deutschlands größte Solarkollektoranlage errichtet, die ab Mai 2020 erneuerbare Wärme in das lokale Fernwärmenetz liefert.

Quelle: https://www.swlb.de/solar-heat-grid mit allen Informationen zum Projekt
Wann werden endlich ähnliche Projekte in Mannheim, in Heidelberg und der ganzen Metropolregion Rhein-Neckar folgen?
Machen Sie Mannheim beim Klimaschutz zum Vorbild!
FAQ Flusswasser
Einblick: Wärmepumpen
Mittels Wärmepumpen können Wärmepotenziale im Abwasser, in Flüssen und in Abwärme von Industrieprozessen für die Mannheimer Fernwärme nutzbar gemacht werden. Werden die Wärmepumpen mit Strom aus erneuerbaren Energieanlagen betrieben so ist die nutzbare Wärme 100% erneuerbar.

Quellen:
www.waermepumpe.de/waermepumpe/funktion-waermequellen
Abwasserwärmepumpen werden in Mannheim bereits benutzt
In Mannheim werden bereits mehrfach Abwasser-Wärmepumpen zur Beheizung eingesetzt. Das Potenzial ist jedoch wesentlich größer und könnte auch für die Fern- oder Nahwärmeversorgung in Mannheim genutzt werden.
Allgemeine Informationen dazu:
https://www.waermepumpe-regional.de/mannheim
Einblick: Flusswasser-Wärmepumpen zur Schwimmbadbeheizung
https://www.sw-rottenburg.de/de/Energie/Eigene-Erzeugung/Waerme-aus-dem-Neckar/
Einblick: Europäische Großwärmepumpe zur Fernwärmeversorgung
Beispiel Stockholm
In Stockholm wird die größte europäische Seewasser-Wärmepumpe mit 180 MW Wärmeleistung eingesetzt. Außerdem werden Abwasserwärmequellen mittels Wärmepumpen ins Fernwärmenetz integriert. Damit steht eine Leistung von insgesamt 420 MW Wärmeleistung aus Wärmepumpen für die Fernwärmeversorgung zur Verfügung. Der Strom für die Antriebsenergie der Wärmepumpen stammt aus Wasserkraft. Gleiches kann auch für Mannheim denkbar sein.
Mehr zu lesen auf:
https://www.friotherm.com/wp-content/uploads/2018/01/vaertan_e008_de__12jun08web.pdf
Zum Weiterlesen:
Fachbeitrag zu Großwärmepumpen

Zu lesen auf:
Pressemittelung des Bundesverbands Erneuerbare Energien
anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz zum Thema „Grüne Fernwärme“ zusammen mit dem Verband der kommunalen Unternehmen:
Machen Sie Mannheim beim Klimaschutz zum Vorbild!
Infos zu: IPCC‐Sonderbericht für politische Entscheidungsträger
2018 hatte das IPCC einen vielbeachteten Sonderbericht herausgegeben, der die Notwendigkeit schnelleren und entschlosseneren Handelns zur Begrenzung der globalen Erwärmung aufzeigte.
Weder die Bundesregierung noch, die Baden-Württembergische Landesregierung und auch nicht der Mannheimer Gemeinderat haben bislang diese Erkenntnisse in politisches Handeln umgesetzt. Sowohl Fridays for Future als auch Scientist for Future und viele andere Umweltorganisationen beziehen sich in Ihren Veröffentlichungen immer wieder auf diesen Text.
Informationen für politische Entscheidungsträger
Diese PDF ist besonders für Politiker geeignet. Den download zur Datei finden sie hier:
Titel: „Ein IPCC-Sonderbericht über die Folgen einer globalen Erwärmung um 1,5 °C gegenüber vorindustriellem Niveau und die
damit verbundenen globalen Treibhausgasemissionspfade im Zusammenhang mit einer Stärkung der weltweiten Reaktion
auf die Bedrohung durch den Klimawandel, nachhaltiger Entwicklung und Anstrengungen zur Beseitigung von Armut“
Veröffentlichung 2018. Mehr infos zum Herausgeber auf www.de-ipcc.de/128.php